Rämschfädra - gfäcket
Rämschfädra, ein historisch orientiertes Projekt?
Jedes Mal, wenn ich Rämschfädra höre, frage ich mich, warum die Pfeifen aus den meisten Formen der Schweizer Volksmusik verschwunden sind, denn Livias Flöte trägt doch entscheidend bei zum einmaligen Rämschfädraklang. Basler Fasnacht, diverse Tambouren- und Pfeifervereine vor allem im Wallis (Fifres et Tambours in der Romandie) sind die Ausnahme. Hat es zu tun mit der schon im 17. Jhdt. verbürgten militärischen Verwendung der Flöten in der Feldmusik? Um sich vom Militärischen schon mal abzugrenzen, spielt Rämschfädra <Es Marschji fer d Unnerwalliser>. Dieses lässt mich doch leicht besorgt zurück, was den Patriotismus unserer Miteidgenossen im Wallis angeht. Im Fotoarchiv von Hanny Christen, das bis ins 19. Jhdt. zurückgeht, sind Pfeifen immerhin noch auf 5 Bildern zu finden, immer in Verbindung mit Streichinstrumenten. Und auf manchem Estrich kommt bis heute eine alte Schwegelpfeife zum Vorschein. Insofern ist Rämschfädra tatsächlich ein historisch orientiertes Projekt! In manch anderer Beziehung auch noch! Wie klingt's doch auf <gfäcket> nach Schubert, nach Richard Wagner, und eigentlich, da wo die Flöte mit Streichern zusammen erklingt, nach Mozarts übermütigen Flötenquartetten... und sowieso nach allem, denn Rämschfädra kann alles!
Rämschfädra und Energy-Drink
Aber Rämschfädra ist viel mehr: Livias, Patrizias, Sonjas und Severins Muttermilch muss Energy-Drink gewesen sein. Die vier Wilden setzen sich in der Küche um den Fleischwolf. Jede vorbeifliegende Melodie läuft Gefahr, restrukturiert zu werden. Überraschung und Witz, aber auch fiese Geister warten hinter jedem 8-Takter. Es besteht unbedingte Anschnallpflicht – für alle übrigens, MusikantInnen und ZuhörerInnen. Zu Risiken und Nebenwirkungen dieser CD lesen Sie die Packungsbeilage.
Rämschfädra im Spa
Doch dann, in der Mitte der CD, die Einkehr im Spa-Bereich: Eine absolut verdiente Verschnaufpause beim Bad mit Nadeschka in der Urschweizer Fruchtblase. Es bleibt Markus Flückigers Geheimnis, warum seine einmalige neue Musik so stark nach Schweiz riecht. Und haben Sie die Hochspannung über 15 Tracks durchgehalten, dann hören Sie in der Nummer 16 Rämschfädra für einmal ausserhalb der Küche - also ohne Fleischwolf - mit einem Alpstein-Echo: <Selewie am Rhy> ist wunderbar notiert vom Sepp Rempfler, so stimmig, dass man sich fragt, haben es die Appenzeller von Richard Wagner oder ist es wirklich ihr ureigenes Geheimnis?
Florian Walser, künstlerischer Leiter Stubete am See, Tonhalle Zürich
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